Historie

Gegründet wurde die Tischlerei 1894 in der Karlstraße 14 (heute Fischerstraße) durch Tischlermeister Albert Raab als klassischer Handwerksbetrieb - in einer Zeit, in der fast jedes Produkt in mühevoller Handarbeit gefertigt wurde und der Schreiner nahezu unverzichtbar war. Er kaufte zu diesem Zeitpunkt das Grundstück, auf dem heute die Schule steht und legte somit den Grundstein für den Familienbetrieb.

Von Anfang an wurden neben den Tischlerarbeiten auch Bestattungsleistungen angeboten. Zu Beginn der Tätigkeit erledigte dies das Fuhrunternehmen Insel, später übernahm die Tischlerei den Transportselbst.

1938 übergab Albert Raab den Betrieb an seinen Sohn Walter Raab. Dieser kaufte 1941 das Grundstück in der heutigen Rathausstraße, siedelte den Betrieb um und leitete ihn bis zu seinem Tod 1956. Kurzzeitig übernahm seine Frau Gertrud Raab das Unternehmen, bis ihr Sohn Günter Raab die Meisterprüfung ablegte und den Betrieb führte. Unterstützt wurde er von seinem Bruder Egon und ab 1. April 1967 lenkten beide gemeinsam das Unternehmen durch bewegte Jahre.

Zu Zeiten der DDR standen mehr als einmal im Staatsauftrag Leute vor der Tür, die erzwingen wollten, dass aus dem Betrieb eine Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) würde oder die ihn verstaatlichen wollten. Doch alle Versuche blieben erfolglos und die beiden Brüder behielten die Leitung inne..

"Es tat oft weh, mit ansehen zu müssen, wie das Handwerk von staatlicher Seite kaputt gemacht wurde, stellte Günter Raab fest. "Wir durften nicht die Löhne in der Höhe wie in einer PGH oder in einem volkseigenen Betrieb zahlen." Doch nach dem Motto: "Nun erst recht!" hielten die Inhaber stets am hohen Niveau ihrer Arbeit fest und vernachlässigten auch nie die wichtigen "Kleinigkeiten". Kein staatlicher Betrieb leimte einen defekten Stuhl oder ging am Heiligabend wegen einer Fensterreparatur zu einem Kunden!

Mit der politischen Wende 1989/90 änderten sich auch die wirtschaftlichen Verhältnisse und die Möglichkeiten für das Handwerk stiegen. Jetzt war es möglich, die Firma zu modernisieren, das Beschäftigungsfeld auszudehnen und die Betriebsstätte zu vergrößern. Der Maschinenpark konnte erneuert und erweitert werden.

Doch egal unter welcher Leitung und unter welchen Bedingungen: In den 120 Jahren ihres Bestehens zeichnete sich die Tischlerei Raab immer durch Tradition und ehrliches Handwerk aus.